1 September 2022

Schimmel in der Wohnung - Was nun ?

Ob schwarz oder bunt, an der Decke, der Wand oder hinter dem Schrank, im Schlafzimmer oder im Bad – Schimmelpilze haben viele Gesichter und keines davon möchte man in seinen eigenen vier Wänden entdecken.
Dabei ist Schimmel in der Wohnung keine Seltenheit. Egal, ob man zur Miete wohnt oder Eigentümer ist: Bei Schimmel in der Wohnung sollte man nicht in Panik verfallen, aber dennoch schnellstmöglich etwas unternehmen.
Ein Tipp unserer Sachverständigen: „Im ersten Schritt kann kleinflächiger Schimmel an der Wand mit einem Lappen und Alkohol aus der Apotheke und mit einem Mundschutz und Handschuhen entfernt werden. So werden die Sporen erst einmal beseitigt. Von den Schimmelentfernern aus dem Baumarkt oder der Drogerie raten wir ab, weil es sich hier in der Regel um chemische Keulen handelt“, erklärt Dipl.-Ing. Stephan Keppeler, Geschäftsführer des Bausachverständigenbüros B+K GmbH.

DER URSACHE VON SCHIMMEL IN DER WOHNUNG AUF DEN GRUND GEHEN

Dies ist jedoch keine Lösung für die Ewigkeit. Um Schimmel oder auch Feuchtigkeit in der Wohnung richtig und auf Dauer zu beseitigen, muss der Ursache für den Schimmelbefall auf den Grund gegangen werden.
Vermieter machen es sich manchmal leicht und schieben die Schuld auf die Mieter und ein falsches Heiz- und Lüftungsverhalten. Dies kann ein Grund für Schimmel in der Wohnung sein, muss es aber nicht. Ein zertifizierter Sachverständiger kann hier dem Eigentümer und auch dem Mieter weiterhelfen, denn die Ursachen für Schimmel in der Wohnung können vielfältig sein.

Wenn Schimmel in der Wohnung blüht, werden die typischen Ursachen untersucht:

  • Dringt Wasser, zum Beispiel durch Undichtigkeiten, in das Gebäude ein?
  • Gibt es einen Wasserschaden, zum Beispiel durch einen Rohrleitungsschaden oder eine undichte Toilette?
  • Wird falsch gelüftet und geheizt?
  • Oder sind die oberflächennahen Luftfeuchten in den betroffenen Räumen durch eine unzureichende Wärmedämmung bzw. Wärmebrücken zu hoch?

IST FEUCHTIGKEIT IN DER BETROFFENEN WAND?

„Wenn wir es mit Schimmelbefall zu tun haben, messen wir in der Regel zunächst die Feuchtigkeit in den befallenen Wandbereichen, um abschätzen zu können, ob in die betroffene Wand Wasser eindringt“, so Keppeler. Oft ist Schimmelbildung an der Wand ein Folgeschaden, der beispielsweise aus einem undichten Dach, einem Riss in der Fassade oder einer undichten Leitung entstehen kann. Sollten die Messgeräte ausschlagen, wird nach so einem Schaden gesucht, damit die Ursache für den Schimmel (die Feuchtigkeit) behoben werden kann. „Wenn die Ursache – wie beispielsweise eine undichte Dachabdichtung – gefunden ist, kann diese von einem Dachdecker repariert werden. Der Schimmel in der Wohnung muss dann von einem Fachunternehmen beseitigt und im Anschluss von einem Maler überarbeitet werden. In einigen Fällen ist es sogar notwendig, dass die Wände zunächst mit Bautrocknern getrocknet werden müssen“, erklärt der Sachverständige.


DAS RICHTIGE HEIZ- UND LÜFTUNGSVERHALTEN

Wenn bestimmungswidrig eindringende Feuchte ausgeschlossen werden kann, geht die Suche nach der Ursache für die Schimmelbildung weiter. „Wenn man den Verdacht hat, dass die Bewohner der Wohnung nicht richtig lüften und heizen, können für einen Zeitraum von ca. zwei bis vier Wochen so genannte Datenlogger aufgehängt werden“, so Stephan Keppeler. Diese Datenlogger zeichnen das Lüftungsverhalten der Bewohner auf. „Oft zeigt sich, dass beispielsweise Mieter am Anfang der Aufzeichnung vorbildlich lüften – bis sie vergessen, dass die Lüftungsvorgänge aufgezeichnet werden und wieder in ihren gewohnten Rhythmus kommen. Diese Werte sind für uns interessant“, erklärt der Experte. Grundsätzlich wird empfohlen, dreimal am Tag stoßzulüften, also alle Fenster für ca. zehn Minuten in der Wohnung zu öffnen. Im Winter gilt die goldene Regel: Stoßlüften bis das Kondensat an der Fensterscheibe verschwunden ist. Und: Die Heizung sollte an sein. Denn besonders in der kalten Jahreszeit kann auch eine zu kalte (bewohnte) Wohnung Grund für die Bildung von Schimmelpilzen sein.


SCHIMMEL VERMEHRT SICH IM WINTER

Häufig entstehen bzw. vergrößern sich Schimmelpilzschäden besonders in den Wintermonaten. Dies kann ein Anzeichen für einen baulichen Mangel in Form einer unzureichenden Wärmedämmung sein. Um dem auf den Grund zu gehen, setzt das Team der B+K GmbH auf einen Spezialisten: „Wir arbeiten seit vielen Jahren mit einem der führenden Thermografen Deutschlands zusammen. Bei gemeinsamen Terminen werden dann Thermografieaufnahmen erstellt, die im Anschluss von uns ausgewertet werden“, so Stephan Keppeler.

Bei Thermografieaufnahmen wird an vielen tausend Punkten die Oberflächentemperatur gemessen. Wichtige Werte sind vor allem die inneren Oberflächentemperaturen, die Außentemperatur und die Raumluftinnentemperatur. Die Thermografieaufnahme zeigt in verschiedenen Farben an, wie warm bzw. kalt die gemessenen Oberflächen sind. Erstellt man beispielweise eine Thermografieaufnahme eines Hauses von außen und sieht an einer Stelle auffällig „warme Werte“, kann man davon ausgehen, dass hier Wärme aus dem Haus nach außen gelangt.


WÄRMEBRÜCKEN VERURSACHEN SCHIMMEL IN DER WOHNUNG

Auf Basis der Thermografieaufnahmen werden anschließend Simulationsberechnungen durchgeführt, die zeigen, ob es sich bei der Ursache für die zu geringen inneren Oberflächentemperaturen um ein falsches Heiz- und Lüftungsverhalten der Mieter der Wohnung handelt oder um eine unzureichende Wärmedämmung.

Eine unzureichende Wärmedämmung bzw. Wärmebrücke kann die Ursache für Schimmel in der Wohnung sein, weil sie – insbesondere in der kalten Jahreszeit – Wärme verstärkt nach außen leitet, und die innere Bauteiloberflächentemperatur, also beispielsweise die Temperatur der Außenwand im Wohnzimmer, zu niedrig ist. Hier muss dann die innere Temperatur durch eine bauliche Wärmedämm-Maßnahme erhöht werden. Dies kann entweder durch das Aufbringen einer Wärmedämmung von außen oder innen erfolgen. „Hier muss man sich das Objekt genau anschauen und überlegen, was bei dem Gebäude sinnvoll ist. Beispielsweise lässt sich ein altes Backsteingebäude nur schwer von außen dämmen. Da macht eine Dämmung von innen Sinn“, erklärt Stephan Keppeler.


PLATZ FÜR DIE LUFT LASSEN

Es gibt jedoch noch einen weiteren Grund, der zu Schimmelpilzbildung führt: Eine behinderte Raumluftzirkulation. „Wir empfehlen, Schränke immer mit einem Abstand von mindestens zehn Zentimetern zur Wand aufzustellen, damit die erwärmte Luft auch dort zirkulieren kann“, erklärt der Sachverständige. Dies ist ganz besonders in Bereichen von Außenwänden, Fensternischen und Heizkörpern wichtig.

Häufig tritt Schimmel in der Wohnung auch bei Neubauten auf. Ein Grund kann sein, dass der Estrich noch feucht ist und die Wände neu verputzt sind und der Putz beim Einzug noch Restfeuchte aufweist, die man so nicht wahrnimmt. Wenn man in einen Neubau zieht oder Bestand so saniert hat, dass auch die Wände neu verputzt wurden, ist es wichtig, Möbel mindestens ein Jahr lang nicht direkt an die Wand zu stellen. Unsere Experten empfehlen auch, in diesem Zeitraum – wenn möglich – noch keine Bilder aufzuhängen, damit die Wände ausreichend trocknen können und Schimmelpilzen kein Nährboden geboten wird.


RICHTIG HANDELN

„Grundsätzlich können wir sagen: Bei Schimmelpilzschäden in der Wohnung muss gehandelt werden. Wir wissen auch, dass dies besonders oft ein Streitpunkt zwischen Vermietern und Mietern ist. Daher raten wir, professionellen Rat einzuholen, damit die Ursache schnell gefunden und behoben werden kann“, so der Experte vom B+K-Team.